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1. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 42

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
42 Erster Abschnitt. nenié völlig unbekannt. Kein Völkerstamm wußte die Vortheile zu benutzen, welche die Natur auch in dieser Hinsicht dargeboten hatte. Zwei Arten em¿ heimischer Rinder weiden in den Grasfluren von West-Canada, und um die kolossalen Trümmer des Azteken-Pallastes, der, ein amerikanisches Pal- myra., sich verlassen in der Einöde am Gyla-Flusse erhebt. Der langhörnige Mouflon, der Stammva- ter- des Schaafes, schwärmt auf den dürren und nackten Kalkfelsen von Californien umher. Der süd- lichen Halbinsel sind die kameelartigen Vicunnas, di«? Alpacas und Lamas eigenthümlich. Aber ale di ese nutzbaren Thiere haben, das Lama abgerechnet, Jahrtausende lang ihre natürliche Freiheit bewahrt. Denn Genuß von Milch und Käse ist, wie der Besitz und die Kultur mehlreicher Grasarten, ein charak- teristisches Unterscheidungszeichen der Nationen des alten Welttheils. — Blieb das Hirtenleben, diese wohlthätige mittelste Stufe, welche nomadische Jä- ger-horden an den grasreichen Boden fesselt, und gleichfalls zum Ackerbau vorbereitet, den Urvölkern Amerikas unbekannt; so liegt in dieser Unbekar.nt- fchafr selbst der Grund von der Menschenleere der Südamerikanischen Steppe. Desto freier haben sich m ihr die Naturkräfte in mannichfaltigen Thierge- stalten entwickelt; srei, und nur durch sich selbst beschränkt, wie das Pflanzenleben in den Wäldern am Orinoco, wo dem riesenstämmigen Lorbeer nie die verheerende Hand des Menschen, sondern nur der üppige Andrang schlingender Gewächse drohet. Agutis, kleine buntgefleckte Hirsche, gepanzerte Armadillo, welche rattenartig den unterirdischen Haasen in ferner Höhle aufschrecken; Heerden trä- ger Chiguires, schön gestreifte Viverren, welche die Luft verpesten; der große ungemähnte Löwe; brasilianische Tiger, die den jungen selbst erlegten Stier am Hügel aufwärts schleppen — diese und viele andere Thiere durchirren die baumlose Ebe- ne. — Fast nur ihnen bewohnbar, hätte sie keine der nomadischen Völkerhorden, die ohne dies (nach indischer Art) die vegetabilische Nahrung vorziehen-

2. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 43

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Länderbeschreibung. 45 fesseln können, stände nicht hie und da die Facher- Palme zerstreut umher. Weit berühmt sind die Vor- züge dieses wohlthätigen Lebensbaumes. Er allein ernährt am Ausflüsse des Orinoco die unbezwungne Nation der Guaraunen. Hängematten, ausüben Blattstielen dieser Palme gewebt, spannen sie künst- lich von Stamm zu Stamm, um, wahrend in der Regenzeit das Delta überschwemmt ist, nach Art der Assen auf den Daumen zu leben. Diese schweben- den Hütten werden theilweise mit Letten bedeckt. Auf der feuchten Unterlage schüren die Weiber zu häuslichen Bedürfnissen Feuer an. Wer bei Nacht auf dem Flusse vorüber fahrt, sieht die Flammen hoch in der Luft. Die Guaraunen verdanken die Erhaltung ihrer Unabhängigkeit dem lockeren Moor- boden, über den sie leichtfüßig fortlaufen, und ih- rem Aufenthalt auf den Baumen, dieser hohen Frei- statt, welche sie vor jedem Angriff sichert. Aber nicht bloß sichere Wohnung, auch mannich- faltige Speise gewährt diese Palme. Ehe auf der männlichen Panne die zarte Blüthenscheide aus- bricht, enthält das Mark des Stammes ein sago- artiges Mehl, welches in dünnen brotartigen Schei- den gedörrt wird. Der gegohrne Saft des Baumes ist der süße berauschende Palmenwein der Guarau- nen. Die frischschuppigten Früchte, welche röth- lichen Tannenzapfen gleichen, geben, wie Pisang und fast alle Früchte dieses Himmelsstrichs, eine verschiedenartige Nahrung, je nachdem man sie nach völliger Entwicklung ihres Zuckerstoffes, oder früher im mehlreichen Zustande genießt. So finden wir auf der untersten Stufe menschlicher Geistesbildung (gleich dem Infekt, das auf einzelne Blüthentheile beschränkt ist) die Existenz eines Völkerstammes an einen einzigen Baum gefesselt. Seit der Entdeckung -es neuen Continents ist dir Ebene dem Menschen bewohnbar geworden. Um das Verkehr zwischen -er Küste und der Guayana zu erleichtern, sind selbst hie und da Städte an den Steppenflüffen erbaut. Fern von ihnen hat überall Viehzucht in dem uner-' westlichen Raume begonnen. Tagereisen von ein-

3. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 23

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
25 Natur - und Länderbeschreibung. - er Lander, die reichlich und vielfach von der Natur ausgesteuert sind, durchwandert ist, darf er feine Erwartungen für schönere, erhabenere Naturfcenen mit Grund befriediget zu sehen glauben. — Peru ist das Land der schönsten, erhabensten, aber zugleich majestätisch-schrecklichsten Natur. Auch konnte nur allein eine solche Lage ein solches Land hervorbrin- gen. — Eine Fläche, welche theilweise gegen zehn- tausend Fuß über das Meer erhaben ist, von fast noch einmal so hohen Gebirgen überlaufen, dabei unter der lothrechten Sonne! — Wenn man aus den Hafen Gujaguil und Manta nach Quito ge- gen die Cordilleren hinaufsteigt, was für Abwech- selung von Scenen, was für Contraste der gesamm- ren Natur durchlauft der Blick! Nachdem man den Sand der Ufer verlassen hat, wandelt man in kaum durchdringlicher Waldung, und die Aequatorial- Sonne treibt aus dem schlammigen Boden eine un- übersehbare Pflanzenwelt üppig hervor. Die mei- sten Pflanzen des Isthmus zeigen sich auch hier; dann mehrere Arten Federn, der Baumwollenbaum, das Eisen- und Ebenholz, der hohe zu Masten so brauchbare Marienbaum mit der weißen Rinde, mehrere treffliche Palmen breiten ihre Wurzeln fast nur über die Oberfläche des Erdreichs hin, und werden durch die Ranken vieler Schmarotzerpflan- zen und mächtiger Lianen unter einander gleichsam verkettet» Verschiedene derselben bot die Natur dem Menschen zu wichtigen Vortheilen dar. So die be- rühmte Hypecacuanha, sd die Vanille u. a. — wr- ter diesen dichten Schatten sprossen die mannichfal- trgen Pilze, Moose und Rohrarten hervor. Einige der letztem, z. B. das Bambusrohr, erreichen oft eine Höhe von 20 bis 50 Fuß; es dient dann zum Hausbau der Bewohner. — Eben so schwelgerisch und mannichfaltig ist auch die thierische Schöpfung. - — Hier häufet der Jaguar, der Ozelot, dieiaqua- rette, der Puma und andere furchtbare Thierarten der neuen Welt. — Heerden von Affen und Papa- geien betäuben das Ohr durch ihr Schreien und Plaudern. Die Toücane mit den. monströsen zum

4. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 37

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
57 Natur - und Länderbsschreibung. dieses ihm hingeworfene Aas, wird betäubt, und von den herbeieilenden Indiern erschlagen. Indeß' ist das Thier so stark, daß oft eilt Mensch bei diesem Kampfe mit den Flügeln zu Boden geschlagen wird. Iv. Ueber die Steppen und Wüstelt. (Aus Humboldts Ansichten der Natur ir Bd.) Am Fuße des hohen Granitrückenswelcher im Iugendalter unseres Planeten bei Bildung des An- tillischen Meerbusens dem Einbruch der Master ges- trotzt hat, beginnt eine weit unabsehbare Ebene. Wenn man die Bergthäler von Carraccas, und den inselreichen See Tacarigua 0, in dem die nahen Pisangstamme sich spiegeln; wenn man die Fluren, welche mit dem zarten Grün des thaitischetr Zucker- schilfes prangen, oder den ernsten Schatten der Cacaogebüsche zurückläßt: so ruhet der Blick in Süden auf'steppen, die, scheinbar ansteigend, in schwindender Ferne den Horizont begrenzen. Aus der üppigen Fülle des organischen Lebens tritt der Wanderer betroffen an den öden Rand einer pflan- zenleeren Wüste. Kein Hügel, keine Klippe erhebt sich iltselförmig in dem unermeßlichen Raume. Nur hier und dort liegen gebrochne Flötzschichten von zweihundert Quadvatmeilen Oberflache, bemerkbar höher, als die angrenzenden Theile. Banke 2) nen- nen die Eilrgebornen diese Erscheinungen, gleichsam im Geist der Sprache den alten Zustand der Dinge ahnend, da iene Erhöhungen und Tiefen, die Step- pen selbst aber der Boden eines großen Mittelmee- res waren. Noch gegenwärtig ruft oft nächtliche Täuschung diese Bilder der Vorzeit zurück. Denn wenn im raschen Aufsteigen und- Niedersinken die leitenden Gestirne den Saum der Ebene erleuchten; oder wenn sie zitternd ihr Bild verdoppeln 3), in der unternschicht der wogenden Dünste, glaubt man den küstenlosen Ocean vor sich zu sehen. Wie dieser erfüllt die Steppe das Gemüth mit dem Ge-

5. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 38

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
58 Erster Abschnitt. fühl der Unendlichkeit. Aber freundlich zugleich ist der Anblick des klaren Meeresspiegels, indem sich die leichtbewegliche sanft aufschäumende Welle kraus felt. Todt und starr liegt die Steppe hingestreckt, wie die nackte Felsrinde eines verödeten Planeten. In allen Zonen bietet die Natur das Phänomen dieser großen Ebenen dar; in jeder haben sie einen eigenthümlichen Charakter; ein Physiognomie, die durch die Verschiedenheit ihres Bodens, durch ihr Klima und durch ihre Höhe über der Oberfläche des Meeres bestimmt wird. Im nördlichen Europa kann man die Heideländer, die, von einem einzigen, alles verdrängenden Pflanzenzuge 4) bedeckt, von der Spitze von Jütland sich bio an den Ausfluß der Schelde erstrecken, als wahre Steppen betrachten; aber Steppen von geringer Ausdehnung und hoch- hüglicher Oberfläche, wenn man sie mit den Llanos und Pampas von Südamerika, oder gar mit den Grasfluren am Missury 5) vergleicht, in denen der rottige Bison und der langhörnige Moschusthier um- yerschwarmen. Einen größern und ernstern Anblick gewähren die Ebenen im Innern von Afrika. Gleich der weiten Flache des stillen Ozeans hat man sie erst in neueren Zeiten zu durchforschen versucht. — Theile eines Sandmeers, welches fruchtbare Erd- striche von einander trennt, oder inselförmig ein- schließt, wie die Wüste am Vasaltgebirge Harutsch 6), wo in den dattelreichen Oasis von Siwah die Trüm- mer des Ammon-Tempels den ehrwürdigen Sitz früher Mcnschenbildung bezeichnen. Kein Thau, kein Regen benetzt diese öden Flachen, und entwik- kelt im- glühenden Schooß der Erde den Keim des Pflanzenlebens. Denn heiße Luftsäulen steigen überall aufwärts, lösen die Dünste, und verscheuchen das vcrübereilende Gewölk. — Wo die Wüste sich dem atlantischen Ozean nähert, wie zwischen Darah und dem weißen Vorgebürge, da strömt die feuchte Mee- resluft hin, die Leere zu füllen, welche durch wne senkrechten Winde erregt wird. Dort erquicken kühle Weste den hügellichen Rand der Wüste. Selbst wen» der Schiffer durch ein Meer, das wiesenartrg mit

6. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 41

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur- und Länderbeschreibung.- 41 Gegenwart fesselnd, liegt dieser Erdwinkel 6a, ein wilder Schauplatz des freien Thier- und Pflanzen- lebens. Diese Sceppe nimmt einen Raum von 14,00a Quadratmeilen ein. Aus geographischer Urkunde hat man sie oft als ununterbrochen bis an die ma- gellanifche Meerenge fortlaufend geschildert, nicht eingedenk der Bergjoche, welche die Andeskette öst- lich aussendet, und welche die waldige Ebene des Amazonenflusses gegen Norden und Süden von den Grassteppen des Appure - und la Plata-Stromes scheiden. Die letztern, die Pampas von Buenos- Ayres, übertreffen jene (die Llanos) breimal an Flächeninhalt. Ja ihre Ausdehnung ist so wunder- voll groß, daß sie auf der nördlichen Seite durch Palmengebusche begranzt, und auf der südlichen fast mit ewigem Eife bedeckt sind. — Der Cafuarähn- liche Touyou ist diesen Pampas eigenthümlich, wie die Colonien verwildeter Hunde, welche gesellig in unterirdischen Höhlen wohnen; aber oft blutgierig den Menschen anfallen, für dessen Vertheidigung ihre Stamnrväter kämpften. Gleich der Wüste Zaara liegen die Llanos, oder die nördlichsten Ebe- nen von Südamerika, in dem heißen Erdgürtel. Dennoch erscheinen sie in jeder Hälfte des Jahres unter einer verschiedenen Gestalt; bald verödet, wie das Lybische Sandmeer, bald eine Grasflur, wie die hohe Steppe von Mittelasien. — Wenn gleich die Südamerikanische Steppe eine dünne Rinde fruchtbarer Erde hat, und periodisch durch Regen- güsse getränkt, und mit üppig aufschießendem Grase geschmückt wird; so hat sie doch die angränzenden Völkerstämme nid>t reizen können, die schönen Berg- thäler von Caraccas, oder das Meeresufer, oder die Flußwelt des Orinoco zu verlassen, um sich in dieser bäum- und quellenleeren Einöde zu verlieren. Daher ward sie auch bei der Ankunft europäischer und afrikanischer Ansiedler fast menschenleer gefun- den. Zwar sind die Llanos zur Viehzucht allerdings geeignet, aber die Pflege milchgebender Thiere war den ursprünglichen Einwohnern des neuen Conti-

7. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 45

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Natur - und Länderbeschreibung. 45 ganz verdampften Lache zu errathen. Bedächtiger und verschlagener suchen die Maulthiere auf andere Art ihren Durst zu lindern. Eine kugelförmige, und dabei vtelrippige Pflanze, der Melonen-Cactus, verschließt unter seiner stachlichten Hülle ein wasser- reiches Mark. Mit dem Vorderfuße schlagt das Maulthier die Stacheln seitwärts, und wagt es dann erst die Lippen behutsam zu nähern und den kühlen Disielsaft zu trinken. Aber das Schöpfen aus dieser lebendigen vegetabilischen Duelle ist nicht immer gefahrlos; denn oft sieht man Thiere, welche von Cactusstacheln am Hufe gelähmt worden. Folgt endlich auf die brennende Hitze des Tages die Küh- lung der gleich langen Nacht, so können Rinder und Pferde selbst dann nicht ruhen. Ungeheure Fleder- mäuse verfolgen sie während des Schlafes, saugen ihnen vampyrartig das Blut aus, und hängen sich an dem Rücken fest, wo sie eiternde Wunden erre- gen, in denen Mosquitos, Hippoboscen und eine Schaar stechender Insekten sich ansiedeln. So füh- ren die Thiere ein schmerzenvolles Leben, wenn vor der Gluth der Sonne das Wasser auf dem Erdboden verschwindet. — Tritt endlich nach langer Dürre die wohlthätige Regenzeit ein; so verändert sich plötzlich die Scene in der Steppe. Das tiefe Blau des bis dahin nie bewölkten Himmels wird lichter. Kaum erkennt man bei Nacht den schwarzen Raum im Sternbild des südlichen Kreuzes. Der sanfte phosphorgrtige Schimmer der Magellanischen Wol- ken verlischt. Selbst die scheitelrechten Gestirne des Adlers und des Schlangentragers leuchten mit zit- terndem, minder planetarischem Lichte. Wie ein entlegenes Gebirge erscheint emzelnes Gewölk im Süden. Nebelartig breiten die Dünste sich über den Zenith aus. — Den belebenden Regen verkündigt der ferne Donner. Kaum ist die Oberfläche der Erde benetzt; so überzieht sich die duftende Steppe mit Kylingien, mit vielrispigen Paspalum und mit mannichfaltigen Gräsern. Vom Lichte gereizt ent- falten krautarckge Mimosen die schlummernden Blat- ter, und begrüßen die aufgehende Sonne, wie der

8. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 113

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
Erzählungen. 113 wandelten die beiden Könige unter dem duftenden Schatten des hohen Waldes einher, und Hiram freute sich der weisen Reden des Königs von Israel. — Unten aber zu ihren Fußen lagen weit umher die Länder und blühcten in Frieden. Denn Salomo und Hiram hatten einen Bund gemacht und waren Freunde; so waren auch ihre -Völker Freunde unter einander. Und die Könige standen still und schaueten in die Ferne. Da ging Hiram, dem Be- herrscher von Tyrus, das Herz auf, und er sprach zu Salomo: O wohl uns, daß wir Freunde sind! Stehen wir nicht auch wie die Cedern auf unsern Höhen, und unsere Völker um uns her? Da ant- wortete Salomo und sprach: Wohl nennet man die Ceder mit Recht den königlichen Baum. Er ist der höchste von allen und seine Gestalt ist voll Majestät. Er wächset auf der Höhe des Gebirges, aus den Wolken trinkt er, und bedarf nicht des Baches, der seinen Fuß netze. — Seine Wurzel umjusset die Felsen der Erde, und er tauchet sein Haupt in dre Blaue des Himmels. Jahrhunderte hat der Sturm um diese Wipfel getobt, und der Donner um die Stirn des ernsten Waldes gerollt. Aber er siehet unerschüttert, frei wie ein Gott, und ohne die Be- dürfnisse des niedern Thales. Darum heißet er auch ein Baum Gottes, den Iehovah gepflanzt hat — und stehet ein Bild den Gesalbten des Höchsten. Eines nur fehlet ihm, sagte Hiram, — die duftende Blüthe und die nährende, erquickende Frucht. Da lächelte Salomo und sprach: Redest du im Scherz, Hiram, oder als der Beherrscher des gewinnenden Volkes? Duftet denn nicht die ganze Ceder? — Und wozu der hochragenden Königin des Gebirges die erquickliche Frucht? Trägt sie nicht den kühnen Seefahrer durch die schäumende Woge? Wölbet sie nicht die Pallaste der Fürsten? Und bald, Hiram, wird sie auf Sion stehen, ein Tempel Jehovahs. — Mein Freund, es giebt edlere Früchte, als welche -er Gaumen verlangt. H Ii.

9. Ausgewählte Lesestücke aus deutschen prosaischen Musterschriften für höhere Bürgerschulen und die unteren Klassen der Gymnasien - S. 124

1810 - Berlin : Realschulbuchh.
124 Vierter Abschnitt. Vorzeit, deren dunkle Wipfel im seltsamen Farben- Contraste Las Weiß und Grau der sie umlagernden Gebäude beherrschen. — Rechts von dieser Anhöhe verliert die Stadt etwas tiefer hinab sich in jene berühmte Erdzunge, deren anmuthige Haine Geß- ners Denkmahl umschatten, und in deren einfachen Lustgängen Kunst und Natur im freundlichsten Ver- eine die Reifenden aller Länder entzücken. — Längs dem grünen Saume dieser Halbinsel fluthet die klare, ruhige Limmat. Trüber und ungestümer rauscht von der andern Seite, aus den Wildnissen des Sihl- ivaldes, die Sihl daher. Im Schatten der breiten Platanen, welche die äußerste Spitze dieses Natur- gartens begränzen, mischen beide Flüsse ihre Ge- wässer zusammen, und eilen, zu einem Strome ver- einiget, in schlängelndem Laufe, zwischen den west- wärts von Zürich, in reicher Fülle der mannichfal- ligsten Produkte, ausgebreiteten Ebenen und Wein- bergen hinunter. — Wir hatten kaum noch ober- flächlich das große Gemählde betrachtet, als schon von den Thürmen der Gothischen Kathedrale der Glockenschlag acht Uhv ertönte. Ein Gewitter war *eben vorübergezogen. Zwischen seinen noch am Him- mel jvogenden Ueberresten hindurch senkte jetzt die scheidende Sonne ihre Strahlen, mit erneuertem Glanze, in das erfrischte Thal hinein, und schwebte, als Herold des hergestellten Friedens der Schö- pfung, auf wieder gereinigter Bahn, hinab gegen den Grat der Gebirge. Unzählige Wassertropfen flimmerten und glänzten in Regenbogenfarben von den gebeugten Gräsern und Wiesenblumen, und dem bebenden Laube der Fruchtbaume. — Bald warfen die schlanken Tannen über uns längere Abendschat- ten hinauf gegen den Gipfel des Berges, während daß die muntern Waldvögel, nun nicht mehr ver- scheucht durch den rollenden Donner und die Schlag- regen des Gewitters, in dem ewigen Grün ihrer Baumwelt umherflatterten, und der zur Ruhe eilen- den Natur aus dunkeln Wipfeln noch ein kunstloses Abendlied sangen. Einzelne Fischerkähne und Bar- ten, die dem wirbelnden Srurmwind hatten weichen

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 163

1881 - Danzig : Boenig
163 zieht die Halbinsel von Norden nach Süden, fällt nach Westen steil ins Meer, nach Osten allmählich in das schwedische Tiefland ab. Die Flüsse (Elfe genannt) entspringen meist aus Seen und münden größ- tenteils in die Ostsee. Große Seen sind der Wenern-, Wettern- und Mälar-See. Die Gebirge sind reich an Metallen, die Abhänge an Nadelwäldern, die Buchten an Fischen, die Ebenen an Getreide, Lappland an Renntieren. Die schwedische Hauptstadt ist Stock- holm, in herrlicher Lage am Mälar-See, die norwegische Christiania. 7. Das Königreich Großbritannien und Irland ist die erste Handels- und Seemacht der Erde und die Beherrscherin der Meere, ein Jnselreich im Nordwesten von Europa. Es besteht aus den beiden großen Inseln Großbritannien und Irland und vielen umlie- genden kleinen. An Fläche steht es Preußen nach, übertrifft es aber an Bevölkerung. Umspült wird es von dem atlantischen Ozean und der Nordsee. Die beiden großen Inseln sind durch die irische See getrennt. Von Frankreich trennt es der Ärmelkanal und der enge Meerespaß zwischen Dover und Calais (spr. Kalläh). Der nörd- liche Teil von Großbritannien heißt Schottland, der südliche Eng- land. Das Meer dringt in breiten, tiefen Busen von Osten und Westen ins Land; die Küste ist reich gegliedert und hat überall die Anlegung von Häfen ermöglicht; über 100 Häfen zählt das Land. — Der Süden und Osten von Großbritannien ist Tiefland, der Norden und Westen Bergland. Irland ist größtenteils Tiefland. Die Flüsse haben keinen langen, aber einen ruhigen Lauf und erweitern sich an den Mündungen zu Meerbusen. Große Schiffe können vermittelst der Flut ins Innere des Landes gelangen. Außer den Flüssen hat England ein dichtes Netz von Kanälen und Eisenbahnen. Der wich- tigste Fluß ist die Themse. — Die Äcker werden mit Sorgfalt bebaut, die Wiesen sind unvergleichlich grün; darauf weidet prächtiges Vieh. Ein sehr großer Reichtum von Eisen und Kohlen findet sich in dem Lande. Nirgends giebt es mehr Fabriken aller Art, nirgends mehr Schisse und regeren Handel. — Die Engländer und Schotten sind meist evangelisch, die Irländer meist katholisch. Die Hauptstadt Englands ist London mit 4 Millionen Ein- wohnern, Schottlands Edinburgh, Irlands Dublin. Die größten Häfen sind nach London Liverpool (spr. Liwerpul) und Bristol, die größten Fabrikstädte Birmingham (in Metallwaren), Manchester (spr. Münntschestr) (in Baumwollenwaren) und Glasgow (in beiden). 8. Die Königreiche Spanien und Portugal nehmen die Py- renäen-Halbinsel im Südwesten Europas ein, und zwar Portugal den südwestlichen Teil, Spanien das übrige. — Die vierseitige Halb- insel hat die Größe Deutschlands, aber nur die Hälfte seiner Bevölke- rung. Auf Portugal kommt etwa % von Land und Leuten. Die Halbinsel ist von dem atlantischen Ozean und dem mittelländischen Meere umspült, im Norden durch den unwegsamen Gebirgswall der 11»
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